AFG<>sicher #5 Wasserknappheit

Den Quellen ist zu entnehmen, dass es im Umland von Mazar-e-Sharif, Provinz Balkh, zu Wasserknappheit und einer unzureichenden Wasserversorgung kommt. Über die Situation in Mazar-e-Sharif selbst wird nicht berichtet.

Dieser Satz stammt aus einem Bericht der Staatendokumentation zur Lage in der Stadt Mazar-e-Sharif, Q3/2018, Seite 9

Der folgende Satz stammt aus einem Erkenntnis des BVwG vom 27.12.2018

W251 2156814-1
Das Gericht geht daher davon aus, dass die Stadt Mazar-e Sharif derzeit nicht von den Auswirkungen der Dürre betroffen ist.

Die Einschränkung der Staatendokumentation bzgl. der Stadt Mazar-e-Sharif lässt 2 Schlüsse zu. Entweder es gibt eine ringförmige Wasserknappheit rund um die Stadt Mazar-e-Sharif, oder es wird darauf hingewiesen, dass es keine Information über die Wasserversorgung in Mazar-e-Sharif gibt.

Das Gericht hat scheinbar den ersteren Schluss gezogen. Denn die Staatendokumentation sagt in keinem Satz, dass Mazar-e-Sharif von der Dürre nicht betroffen ist, sie weist lediglich daraufhin, dass keine Information bzgl. der Wasserversorgung zur Stadt Mazar-e-Sharif bekannt ist. Was so allerdings nicht ganz stimmt.

Das Erkenntnis zitiert die Anfragebeantwortung der Staatendokumentation Lage in Herat-Stadt und Mazar-e Sharif aufgrund anhaltender Dürre vom 13.09.2018 – S. 3 [eigentlich auf Seite 1]

Aufgrund der Dürre wird die Getreideernte geringer ausfallen, als in den vergangenen Jahren. Da die Getreideernte in Pakistan und im Iran gut ausfallen wird, kann ein Defizit in Afghanistan ausgeglichen werden. Die Preise für Getreide waren im Mai 2018 verglichen zum Vormonat in den meisten großen Städten unverändert und lagen sowohl in Herat-Stadt als auch in Mazar-e Sharif etwas unter dem Durchschnitt der Jahre 2013-2014

Verzichtet aber auf folgende Hinweise auf den Seiten 2f:

Gemäß einem Bericht der afghanischen Nachrichtenagentur Pajhwok Afghan News klagen Einwohnerinnen und Regierungsvertreter aus den Bezirken Balkh, Marmal, Khelm, und Khas Balkh im Umkreis von Mazar-e-Sharif, Provinz Balkh, über Wasserknappheitund unzureichende Wasserversorgung. Landwirte aus dem Bezirk Marmal haben aufgrund der Dürre keine Nutzpflanzen angebaut.

Und weiter auf Seite 2

MAZAR-I-SHARIF (Pahjwok): The Unity and Development Organisation (UDO) said in Wednesday residents of some districts of norther Balkh provice have beed faced with a shotage of water.
(…)
He added the residents and officials of Balkh, Nahar Shahi, Marmal, Khelm, and Khas Balkh districts complained of water scarcity. Some residents had no access to drinking water, he continued.
A number of women grumbled about the failure of the Department of Social Affairs to address the problems being faced by them. Growers from Marmal district, having vast agricultural lands, had not grown crops due to a drought.
Abdul Ghafoor, hailing Marmal, also participated in the meeting. He confirmed they had been faced with an acute shortage of water.
Aziza Noori, a resident of Baba Ali Sher village and leader of local women, said most of the people from the district had been deprived of even drinking water.
“Our people don’t have access to drinking water. Those who have vehicles and motorcycles bring water from far-flung areas. But those without transport facility have to consume contaminated water.
But Abdul Ghani Faqiryar, a representative of the Agriculture Department, said effective steps had been taken to address the water issue. Water wells and canals had been dug up in the districts to resolve the issue, he added.
Faqiryar acknowledged the work they had done was not enough to resolve the problem and there was the need for more efforts. He said the department was trying to create small dams to stop the wastage of water.

Siehe dazu auch den Originalbericht vonPahjwok ; Ahmad Javed Javed Ahmad Qureshi On Sep 05, 2018 – 16:00

Und weiter auf Seite 5

Officials from the World Food Program expressed concern over the drought gripping the country and said the current situation will reduce food security levels in the country.

Und in der Zusammenfassung des Berichts auf Seite 9:

Gemäß mehreren Berichten gibt es insbesondere von internationaler Seite Hilfe für die von der Dürre betroffenen Personen. Das Humanitaian Country Team (HCT) von der UNHCR hat den Humanitarian Response Plan (HRP) für 2018 aufgrund der anhaltenden Dürre aktualisiert. Dementsprechend benötigt Afghanistan in diesem Jahr 547 Mio Dollar an Hilfsgeldern, wobei Ende Juni rund ein Drittel dieses Plans finanziert war.

Auf Seite 12 des Berichts der Staatendokumentation liest man:

It seems though that the emergency warning has not been issues yet, not even for the north or north-west of [the] country shich have been hit so hard this year.

Das BAM (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge aus Deutschland wird auf Seite 13 zitiert:

Etwa zwei Millionen Menschen sind von Folgen der andauernden Dürre im Norden und Westen betroffen.

Wie das Gericht zu der Annahme gekommen ist, dass Mazar nicht von der Dürre betroffen ist, ist m.E. nach unklar.

Die Sätze „Über die konkrete Versorgungslage in Herat-Stadt wurde nicht berichtet“ und „Über die Situation in Mazar-e-Sharif selbst wird nicht berichtet“ beinahe 200-Mal verwendet. Stand 17.06.2019

Sucht man in der RIS Datenbank nach diesen Sätzen, so sind für Mazar-e-Sharif 96 Einträge zu finden, wobei kein einziges Mal Asyl vergeben wurde, 17-Mal subsidiärer Schutz (18%) , 1-Mal humanitäres Bleiberecht (1%) und 78-Mal hat das Verfahren negativ geendet (81%).

Für Herat finden sich 92 Einträge, wobei kein einziges Mal Asyl vergebe wurde, 16-Mal subsidiärer Schutz (17%) , 1-Mal humanitäres Bleiberecht (1%) und 74-Mal hat das Verfahren negativ geendet (80%).


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